365 Tage Event Reihe – Die Kritik

Grund für diesen Blogbeitrag ist ein FB Post. Darin wirbt jemand für die Neuauflage der 365 Event Reihe “JGEK” (JahresGeoEventKalender). Dieser Kalender (bereicherte?) jetzt ein Jahr lang Niedersachsen und soll nun nach Sachsen exportiert werden. Dafür werden jetzt Eventveranstalter gesucht.

Ziemlich schnell waren die ersten (kritischen?) Stimmen zu hören, die dieses Vorhaben nicht gut finden. Und ziemlich schnell begegnete man dieser Antipathie mit Unverständnis:

 

Das nehme ich dann doch gleich mal zum Anlass, um Kritik (mit Argumenten) an so einer Eventreihe zu äussern:

 

  1. Masse statt Klasse: So eine Reihe führt zu einer sehr hohen Anzahl von Events. Eventteilnehmer werden sich breiter verstreuen, traditionelle oder thematische Events werden weniger Besucher abbekommen. An der Eventreihe uninteressierte Geocacher werden ggf Event Notifications löschen oder Neucacher werden von den 30 Minuten “All Day”-Events frustriert/enttäuscht/abgeschreckt, so dass sie den “grossen” Events keine Chance geben, sich zu beweisen.
  2. Diese Eventreihe spamt Notifications zu. Jemand der eine Notification für Events am laufen hat, wird mit dieser Eventreihe überrannt, an der er vielleicht gar kein Interesse hat. Im Extremfall bekommt er 365 Spammails und ist frustriert. Es besteht keine Filtermöglichkeit diese Eventreihe von anderen, gewollten Eventinfos abzugrenzen (ausser nach dem Emailempfang automatisiert oder händisch (Extraaufwand) die Mails zu sortieren). Die Events können auch nicht einfach so “ignoriert” werden, man muss 365mal händisch den Ignore-Button klicken.
  3. Die Events binden Ressourcen, sowohl Arbeit und Zeit der Reviewer (Kontrolle/Nachfragen/Hinweise/Nachkontrolle…) bis zum Publish, aber auch der einreichenden Cacher. Das Erstellen der Listings, sogar vereinfacht durch Copy&Paste, oder die Locationsuche für das Event bindet Zeit, die sie vielleicht zum Lösen eines kniffligen Mystis nutzen hätten können oder für das Ausarbeiten eines Wandermultis.
  4. Diese Eventreihe bringt (nicht zwingt!) Geocacher zu einem unnatürlichen Cacheverhalten. Bei Challengecaches war das von Groundspeak als No Go gesetzt.
  5. Man gibt Neulingen im Spiel ein fragliches (Vor-)Bild eines Events. Kurzzeitige Events, meist aufgrund der kurzen Dauer an nicht auf Gemütlichkeit ausgelegten Orten. Keine/kaum Zeit zum Quatschen, die paar Besucher, die kurz zum Loggen vorbeikommen, werden meist in Eile sein, weil sie noch anderes zu tun haben. Gerade unter der Woche sind die meisten von uns in einen festen Terminplan eingebunden (Arbeit, Familie, Vereinsleben, Einkaufen…), den man bei Events am Wochenende eher nicht hat oder anders planen kann. Zeigt bzw besitzt diese Masseneventreihe einen zeitlich sinnvollen Rahmen? Die Cachewiki sagt zu Events unter anderem folgendes: “…Event Caches sind zum Kennenlernen von Cachern und zum Gedankenaustausch gedacht.  …” Ich wage zu bezweifeln, dass sich weder Eventowner noch die Eventbesucher die Zeit nehmen (können!), zum grossen Kennenlernen und Gedankenaustauschen.
  6. Warum muss für diese Eventreihe das Einverständnis des Initiators aus Niedersachsen eingeholt werden? Hat der ein Patent angemeldet? Warum muss in jedem teilnehmenden Eventlisting stehen, dass Hinz&Kunz diese Idee fortführen? Geht es um die Sache oder um Personen, die ihren Namen gerne 365mal in einem Listing lesen wollen? (Oder ist das wieder so eine Challengelogbedingung?)
  7. Es sollen 365 unterschiedliche Eventowner gefunden werden. Dazu wird explizit um “Urlaubsowner” gebeten, also Owner, die an ihrem Urlaubsort zu ihrer Urlaubszeit ein Event veranstalten. Abgesehen von den (wahrscheinlich) fehlenden regionalen Kenntnissen, was die Rahmenbedingungen wie Uhrzeit, Location etc für ein schönes Event betrifft, treten damit Probleme auf. Was ist, wenn der Urlaub ausfällt? Oder sich vor Ort anders gestaltet, als von Zuhause vor Wochen, Monaten geplant? Stichwort Kreuzfahrtevents, bei denen das Schiff plötzlich nicht am zum Eventort ausgekorenen Hafen anlegt? Bei lokalen Events findet man schnell durch persönliche Absprache einen Vertreter, auf den man sich auch gut verlassen kann. Aus der Ferne wird das ein Risiko. Und “ein Event ohne Owner ist möglich, aber sinnlos“.
  8. Durch die 365 Events, die hier entstehen, kann es an vielen Orten zu Problemen mit anderen geplanten Events kommen. Es gibt eine (recht) eindeutige Aussage der guidelines bezüglich Eventstacking (Eventhäufung):

    Events, die zeitlich oder räumlich nahe beieinander liegen, werden also nicht gepublished. Die Fläche des Bundeslandes Niedersachsen beträgt ungefähr 47700km², Sachsen verfügt über 18400km², ist also nicht mal halb so gross. Das könnte zu Problemen führen.

    Es gibt sie also, die Kritik an dieser Eventreihe, die über ein “hab ich keinen Bock drauf” hinausgeht. Ob diese Idee der Eventserie von genug Cachern gut gefunden wird und unterstützend aufgegriffen, wird die Zukunft zeigen. Ich persönlich würde mir ein Scheitern wünschen. Aber das ist meine persönliche Meinung. Betonung liegt auf “meine”. Es muss nicht deine sein. Für mich überwiegen die negativen Aspekte so einer Aktion. Oder anders ausgedrückt, ich sehe darin für mich zu wenig Spass Faktor. Deshalb brauch ich so eine Eventreihe nicht und damit fallen mir wenige “Pro Argumente” dafür ein. Ich interpretiere Events für mich als Möglichkeit andere Geocacher zu treffen, mit ihnen in zeitlich angemessenen Rahmen zu schwätzen, planen, Erinnerungen schwelgen, gut zu essen, zu trinken, einen schönen Abend zu verbringen. Das sehe ich bei dieser Eventreihe nicht gegeben. Und ich ärgere mich jetzt schon über die Emails aus meiner Event Notification, die sinnlos, weil ungewollt, bei mir eintrudeln werden, als Südbrandenburger in sächsicher Landesnähe.

3 Gedanken zu „365 Tage Event Reihe – Die Kritik“

  1. Schöne Zusammenfassung der Argumente.
    Ich finde es ja immer wieder erhellend, wenn jegliche Kritik gleich als Gemecker abgetan wird, gerne auch gefolgt von dem Totschlagargument, dass jeder das Spiel so spielen soll, wie er es für richtig hält. Was natürlich Quatsch ist, denn wenn andere mit einer anderen Auffassung vom Spiel von den Auswirkungen dieser oder jenen Spielart genervt sind, funktioniert das eben nicht.
    Wenn mein Stammtisch nicht zustandekommt, weil zur selben Zeit in der Nähe das aktuelle 365-Tage-Event stattfindet, das eine Stunde eher eingereicht wurde betrifft mich das sehr wohl. Als “Argument” darf ich mir dann wohl anhören, dass ich mich doch einfach der Eventreihe anschließen soll – also doch nicht so spielen, wie ich es für richtig halte…?

    Warum die Leute ihre Energie nicht für das Auslegen von guten Caches einsetzen, sondern lieber 365 Tage kreuz und quer durch die Gegend hetzen, muss ich wohl nicht begreifen.

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  2. Moin Moin,

    habe erst durch deinen Blogbeitrag davon mitbekommen. Nach kurzer Suche in FB hab ich gesehen, dass doch schon einige Events am Start sind. Natürlich erstmal die “coolen” Datums. Mir ist so eine Aktion relativ Wurscht. Fahre doch nicht extra bis nach Zwickau oder sonstwohin, wegen einem kurzen Treffen. Wenn zufällig eins in meiner Nähe ist, und ich Zeit habe, werde ich es eventuell besuchen.
    Ich hoffe mal, das mit den Notification hält sich in Grenzen.
    Eine Anmerkung zu deinem Punkt 3: Heutzutage macht sich niemand die Mühe für die Ausarbeitung eines Wandermultis. Eher noch einen Powertrail.

    Lg Matze

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  3. …und nach den 365 Tagen gibt es zur Belohnung noch ein Bratwurstevent im Vorgarten, welches sich spontan zu einem Megaevent entwickelt. Ach ja, das dazugehörige Frühstücksevent ebenso. Das ist doch im Prinzip ein Schlag ins Gesicht derer, die sich im Team über viele Monate hinweg auf Sponsorensuche begeben, sich ein attraktives Rahmenprogramm einfallen lassen und für Lokationen monitäre Vorableistungen bringen. Inflation der Großevents. Nicht mehr und nicht weniger.

    Geocaching is lost.

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