Wilberforce. Schonmal gehört? Nein? Komisch. Ist die Geocachinghauptstadt. Ok, die Geocachinghauptstadt von Kanada. Behauptet die Stadt jedenfalls für sich. Aber immerhin, eine Geocachinghauptstadt. Wieso? Vielleicht weil dort pro Einwohner 1,25 Caches versteckt sind? Fairerweise muss man allerdings sagen, dass Wilberforce nur 400 Einwohner hat (und nicht mal nen eigenen Wikipedia Eintrag). Aber in bzw in direkter Nähe liegen 500 Caches. 150 davon angelegt als Geotour. Und wenn man der hauseigenen Statistik der Betreuer dieser Tour glauben schenken darf, ist es die „#1 Geotour in Kanada“.
Die Geotour, die Vielzahl der Caches und den Titel „Geocachinghauptstadt“, hat die Gemeinde der lokalen Postdame Mary Barker zu verdanken. Die machte irgendwann 2005 einen 1-Tages Workshop in GPS Navigation und entdeckte dann, wieder zuhause, einen Cache im Herzen der Kommune. Den kannte dort bis dato keiner, allerdings hatten sich schon hunderte Finder eingetragen und in ihr keimte der Gedanke, dies touristisch zu verwerten. Denn die Leute, die da kamen, musste ja auch irgendwo schlafen, was essen, eventuell sogar Zubehör kaufen. Heute hat Wilberforce zwar keine Bank mehr (die wurde wegrationalisiert), dafür hat der lokale „Tante Emma Laden“ einen Bereich eingerichtet, wo man Souvenirs (nein, nicht die Groundspeak Bildchen) und Geocachezubehör kaufen kann. Und im lokalen Restaurant gibt es „Geoburger“ (gibts hier).
Mary Barker konnte den Bürgermeister der Kommune überzeugen die Ortseingangsschilder um ein Zusatzschild zu ergänzen, dass auf die Besonderheit des Ortes hin weisst. Was dem wiederum viele Fragen der Einheimischen, was denn dieses Geocaching sei, einbrachte.
Der Plan mit der Tourismusförderung scheint übrigens aufzugehen. Die Region wird von Geocachern viel und oft besucht. Was wohl nicht zuletzt an der oben erwähnten Geotour liegt. Die überrascht dann doch mit recht vielen sehr wohlwollenden Logs und auch FP´s werden reichlich gegeben. Kein Wunder, sie ist gut vorbereitet und die Verstecke sind nicht nur 0815 Petlinge oder Filmdosen am Baum, sondern passen sich zum Teil sehr gut in touristische Hotspots ein. Ok, die Gegend um Wilberforce ist kahl. Da ist fast alles, was nicht nichts ist, so ein Hotspot.
Hier zum Beispiel ist „Fork and Beans“. Da reicht schon mal eine Weggabelung um nen Cache zu verstecken. Zugegebenermassen gibt es dort auch mehr als „nur“ die Gabelung des Weges.
Wie kommt es nun aber zu dem vielsagenden Titel „Geoachinghauptstadt“?
Wie schon gesagt, Mary war da recht aktiv und umtriebig. Irgendwann hatte sie eine beachtliche Anzahl selbstgelegter Caches zusammen und konnte dann auch durch den Zuschuss von Bürgermeister und einem Verein lokaler Geschäftsleute die Geotour aufbauen. Extra dafür wurde ein neues Maskottchen kreiiert, Tupper T. Turtle. Diese kleine fleissige Schildkröte sorgt nun für die Wartung der Caches und richtet eine Vielzahl von Events aus, aktuell wird auf ein „Kinderreim Wettkampf Event“ hingewiesen. Wer also am 12 Mai noch nichts vor hat und in englischer Kinderreimliteratur bewandert ist, der kann dort ein paar tolle Stunden erleben und fantastische Preise absahnen. Aber ich schweife schon wieder von der Geocachinghauptstadt ab…
Mary fragte sich also nun irgendwann einmal, wieso jeder alles irgendwie mit Superlativen betiteln darf. So gab es wohl in der Nachbarschaft die Rhabarber- und die Mineralienhauptstadt.
„“Why can’t we be the geocaching capital of Canada?” she said. “Why can’t we claim that, just the same as everybody else claims to be something?“
[-„Warum können wir nicht die Geocachinghauptstadt von Kanada sein? sagt sie. „Warum können wir das nicht für uns beanspruchen, genauso wie jeder irgendwas für sich zu sein beansprucht?“-]
Höre nur ich da ein wenig Kritik an den üblichen Werbemethoden der heutigen Zeiten heraus? Ich mein, wer macht denn sowas dann mit? Da könnte ich ja gleich Cottbus zur Geocachinghauptstadt von Deutschland ausrufen!? Ja, warum eigentlich nicht?
P.S. Hier gibts den Originalartikel von Motherboard.
P.P.S. Wilberforce ist übrigens nicht die “Ingresshauptstadt, wie man hier unschwer erkennen kann. 😉
Von der kanadischen GC-Hauptstadt hab’ ich schon mal gelesen. Die Frage ist, ob sich das so 1:1 auf Europa umlegen lässt. Geotours gibt’s ja hierzulande bloß ne Handvoll, und ob die GC-Gemeinde hier ähnlich strukturiert ist wie in den USA, wage ich zu bezweifeln. Aber nen Versuch ist’s auf jeden Fall wert.