Aus einer Diskussion in einem Telegramchannel ging ein Thema hervor (Gruss an Julia und Arne 😁👋) , über das ich mir mal, bloggenderweise, ein paar Gedanken machen möchte. Bisher gehen die Ansätze, wie sich Geocaching entwickeln könnte/sollte/müsste, ja immer in die positive, die Qualitätsrichtung. Doch was macht man eigentlich, wenn so ein Cache in der eigenen Homezone, mal Klartext gesprochen, richtig scheisse ist???
Ja, ich weiss, dieses “scheisse” ist natürlich subjektives Empfinden. Das ist persönliche Meinung, irgendwo gibt es immer jemanden auf dieser Welt, der Spass daran findet. Trotzdem gibt es wohl für alles Mehrheiten. Auch wenn sich die schlecht, vor allem im Hobbybereich, empirisch ermitteln lassen. Und wenn die überragende Mehrheit sagt “scheisse”…?!
Aber lass uns doch nur mal für diesen Blogbeitrag davon ausgehen, es gibt einen Cache-, einen Verstecktyp, ein Rätsel, eine Location, die für alle so richtig scheisse ist. Was macht man als Suchender dann damit? Wie sollte man reagieren? Ich würde mal mehrere Szenarien (mit plakativen Überschriften! 😉) vorstellen wollen.
1) Arschbacken zusammen kneifen!
Egal. Cache ist Cache. Du setzt dich also hin, löst das Rätsel stoisch, du investiert (viel?!) Zeit, Gedankenschmalz, Strom etc, irgendwann stehen die Koords auf dem Papier. Du packst deine Sachen zusammen, investierst nochmal Benzin/Diesel und begibst dich zum Cache. Vor Ort ignorierst du Dreck, Müll und Fäkalien, findest irgendwann die (Film)Dose oder den Nano, loggst zähneknirschend auf dem feuchten Logstreifen. Zuhause schreibst du dann deinen Onlinelog. Natürlich wirst du nicht beleidigend. Aber euphorisch kann man ihn auch nicht nennen. Du übst konstruktive Kritik und schliesst die Sache für dich ab.
Was wird passieren? Im Idealfall liest der Owner deinen Log, erkennt die konstruktive Kritik und versucht sein Bestes, dem nächsten Suchenden durch Änderungen an seinem Cache ein schöneres Erlebnis zu bereiten.
In der Realität wird es kleine Veränderungen geben. Warum sollte der Owner auch für einen Cache, in den er schon Arbeit und Zeit investiert hat ohne ein positives Feedback zu bekommen, nochmal Arbeit und Zeit stecken? Sicher. Es mag Ausnahmen geben. In aller Regel (meine subjektiven Erfahrungen) bleibt der Cache aber zum Grossteil wie er war, die nachfolgenden Sucher sind gefrustet, irgendwann wird die Dose gemuggelt oder der Logstreifen ist voll/zu nass, Ermahnung vom Reviewer, der das Ding dann irgendwann ins Archiv schiebt und der Geomüll bleibt dann liegen.
2) Koords im Schreibtisch, schneller Fund
Man besorgt sich die Koordinaten. Irgendwo auf dieser Welt gibt es Jemanden, der sich geisselt, die koords ermittelt und der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Ob nun Facebook Gruppe, Mystery Lösungsdatei oder das lokale Netzwerk, irgendwer gibt sie schon. Das kann bzw. möchte man natürlich so niemals zugeben. Also dient der Schreibtisch als Ausrede. Dort lagen die Koordinaten nämlich schon lange. Wahrscheinlich schon ab Werk mitgeliefert. Weil erklären, wie sie da hinkamen, das möchte kaum jemand. Die Dose wird dann irgendwann mal so mitgenommen. Vielleicht in lustiger Runde im Anschluss an ein Event? Oder besser noch, irgendwer fährt mal zufällig dran vorbei und trägt gleich mehrere mit ein. Das Log fällt dann natürlich, bis auf die Sache mit dem Schreibtisch, nicht sooo üppig aus.
Was wird passieren? Der Owner erhält regelmässig Found Logs. Für ihn ein Zeichen “läuft”. Bissl Text ist auch drin, passt also. Wenn es doch mal zur Wartung kommt, weil Dose weg oder Logbuch voll, ein wenig Motivation ist da, schliesslich gibt es ja recht viele Found Logs, es wird gewechselt oder getauscht. Bedeutet für die Community, scheiss Dose liegt da. Keiner hat Freude dran, aber ist halt Punkt und macht Karte voll.
3) Petze, Petze, ging in Laden…
Schon beim Listing sieht man, scheiss Dose. Trotzdem guckt man sich die Sache mal an. Man will ihr ja eine Chance geben. Ob dann die Koords gerätselt oder besorgt werden, egal, das Ergebnis zählt. Und tatsächlich, die Dose präsentiert sich auch im Outdoorteil so scheisse wie im Listing vermutet. Eventuell paar Regelverstösse dabei, Natur- oder Landschaftsschutzgebiet, Brut- und Setzzeit, Spielplatz oder Bahnstrecke in der Nähe. Irgendwas findet man schon. Ach ja, vergraben. Ganz vergessen. Vergraben kommt auch immer gut. Frage nun, den SBA/NA mit eigenem Account loggen? Besser nicht. Sonst zählt man gleich als Nestbeschmutzer. Und die haben es bekanntlich nicht leicht. Werden selber angezählt oder in Onlinekommunikation oder auf Events blöd angemacht. Also muss eine Sockenpuppe her. Leider ist “Blockwart” als Nick (ein bisschen Spass muss ja sein) schon vergeben. Also variiert man mit “Blockwart0815” und dem ungehemmten “Gerechtigkeitsloggen” steht nichts mehr im Wege. Und wenn das HQ irgendwann mit Konsequenzen droht, weil Logs nun mal kein Diskussionsforum sind, da kann man nur müde lächeln über diese Papiertiger.
Was wird passieren: die Diskussion wird schnell vom Thema “scheiss Dose” weggehen und man wird sich exzessiv über Sockenpuppen, gegenseitiges Anscheissen, Rückgratlosigkeit von meldenden Cachern und Konsequenzlosigkeit bzw. die fehlende/unzureichende/übertriebene/nicht gleichwertige Reaktion seitens des HQ austauschen. Die scheiss Dose liegt weiter, der Owner wird sich als Opfer einer fiesen Kampagne gegen seine Person und seine Dosen sehen und stilisieren und bald wird die nächste scheiss Dose von ihm kommen.
4) Seek and Destroy
“Was? So eine scheiss Dose in meiner Homezone? Was sollen da nur die Leute denken? Unsere schöne, bei allen Cachern so beliebte Gegend mit sonem Mist verschandeln? Das geht ja gar nicht!” So könnte der ein oder andere pflichtbewusste Geocacher reagieren. Ob er das Rätsel dann zähneknirschend selber löst oder doch ein Netzwerk anzapft, egal. Mit den Koords im Gepäck geht es zum Hort des Bösen und es werden Tatsachen geschaffen. Soll sich der Owner nur trauen, die Dose zu ersetzen, dann fährt er halt in einer Woche nochmal vorbei. Man wird schon sehen, wer den längeren Atem hat.
Was wird passieren? Sollte der Owner wirklich nach dem ersten Totalschaden mit Ersatz reagieren, wird er spätestens beim zweiten Mal schon sehr sauer sein. Er wird Sodom und Gomorrha zetern, auf Events zu einer Hexenjagd aufrufen. Und zumeist wird die scheiss Dose in den Hintergrund treten, denn es gibt da jemanden, der Dosen zerstört. Und der gehört zur Strecke gebracht. Also eine Scheiss Dose weniger auf der Karte, dafür einen Märtyrer geschaffen und den bösen Dosenzerstörer, den kriegen wir auch noch und hauen ihm auf die Finger. Der Owner wird, wenn er nicht zwischenzeitlich gefrustet hingeschmissen hat (ein Mitspieler weniger) sicher wieder solche Dosen legen. Vielleicht kommt man dem Missetäter auf die Spur? Und Feedback gab es ja auch reichlich für ihn, das arme Opfer eines Wahnsinnigen.
5) Ignore
Ob nun Ignore-Liste oder ganz einfach nicht hingehen, nicht loggen, nicht das Maul darüber zerreissen, dass darf dann bei “Ignore” jeder so handhaben wir er mag. Stell dir vor, es ist Krieg ein Scheisscache kommt raus und niemand geht hin. Der Owner sitzt zu Hause und erwartet froh die eintrudelnden Erstfinderlogs, aber es kommt nichts!? Na klar, man darf nicht pauschalisieren. Und nur weil man Kandidaten in der lokalen Szene hat, von denen man weiss, was sie da legen, heisst das noch lange nicht, dass auch die aktuellste Dose so ein Ding sein muss. Also guckt man sie sich an. Und wenn sie Scheisse ist? Grosses Geheimnis, man muss ja nicht loggen. Man kann sich durchaus nicht ins Logbuch eintragen. Oder, wenn man dem doch nicht widerstehen kann, man muss auch nicht Online loggen. Eine Respektlosigkeit gegenüber dem Owner? Oder eine Respektlosigkeit gegenüber der von ihm gelegten Dose?
Was wird passieren? Hat man das Problem damit gelöst? Zum Teil. Der Owner wird wahrscheinlich nicht erfreut sein, wenn niemand hin geht und seine Dose loggt. Motivation eine ähnliche Dose nochmal so zu legen dürfte gegen Null gehen. Die scheiss Dose bleibt wahrscheinlich liegen. Wer sollte sie auch einsammeln? Weder der Owner noch die Ignorierenden werden dazu übermässig grosse Lust verspüren.
Ok, zugegeben, aus den geplanten “paar Gedanken” ist nen ganz schönes Paket geworden. Was denkst du darüber? Zu krass? Zu banal? Hab ich ein Szenario vergessen? Wie gehst du mit so richtigen Scheissdosen um? Alles egal, Hauptsache der Punkt ist da/weg von der Karte?
Ganz einfach: Ich ignoriere die Dose. Wie hunderte, ach, tausende andere auch. Klappt wunderbar! Ja, es ist möglich, täglich mit einem Lächeln an einer Dose vorbei zu fahren und die nie zu loggen…
Ignorieren ist eigentlich der falsche Weg, denn vielleicht lernt der Owner ja aus kritischen Logs…
Hallo.
Genau das denke ich nicht. Siehe Punkt 1 dazu.
LG,
palk.
Ich habe es größtenteils aufgegeben, kritische Anmerkungen zu machen. Da werden auch schon mal (wenn auch selten) die Fundlogs gelöscht und wirklich ändern tut sich nichts. Wenn sich ein Cache vor Ort als kacke herausstellt, logge ich den gar nicht mehr. Das passiert aber zum Glück selten.